Was für eine Tour! Und was für ein Wetter! Trotz oder gerade wegen des fast durchgängig bescheidenen Wetters und der ungünstigen Schneebedingungen wird uns diese Tour mit Sicherheit noch lange im Gedächtnis bleiben.
Vom schneefreien Bismo ging es nur wenige Kilometer hinauf ins Lundadalen, wo unser Taxi aufgrund einer vereisten Forststrasse frühzeitig aufgeben musste. Eher als erwartet mussten wir somit auf die Ski steigen und zunächst mit wenig Schnee zurecht kommen, bis die Baumgrenze auf ca. 800m erreicht war. Dort kam dann der Wind, der uns das Leben in den nächsten Tagen nicht leichter machte, speziell am nächsten Tag, als wir bei -17°C den Gipfel des 2172m hohen Nørdre Hestbreapiggen bestiegen. Es folgten 4 Tage mit fast ununterbrochenen, sehr ergiebigen Schneefällen, die schätzungsweise einen Meter Neuschnee brachten. Der Wind ließ zwar etwas nach, dafür hatten wir jetzt mit tiefem Schnee und sehr schlechter Sicht zu kämpfen. Teilweise war diese so schlecht, das wir die direkt vor uns liegenden Meter kaum noch einschätzen konnten. Eine leichte Wetterbesserung erlaubte uns immerhin, die längste und anspruchsvollste Etappe über den Gletscher Harbardsbreen zu gehen, auch wenn wir dabei oft stur nach Kompass gehen mussten und die fantastische Bergwelt um uns herum – von Jotunheimen bis zu den Hurrungane – leider nicht bewundern konnten.
Die Kombination aus zu viel Neuschnee, schlechter Sicht und einem von Rinnen durchzogenen und überwechteten Gelände führte dann dazu, das wir die vermeintlich leichte und kurze Etappe von Arenztbu nach Fast nach gut 7 Stunden, in denen wir effektiv nur 4km vorankamen, abbrechen mussten und zur Sicherheit in einer Schneehöhle übernachteten.
Da unsere Reservetage mittlerweile aufgebraucht waren, gerieten wir nun im Zeitnot und konnten die geplante Route nicht mehr zu Ende bringen. Glücklicherweise fand sich nach ausführlichem Kartenstudium doch noch eine Route nach Westen ins Jostedalen, wo wir das Ende einer wintergeräumten Straße innerhalb eines Tages erreichen konnten. Dieser letzte Tag wurde dann nach nebeligen Beginn zum schönsten Tag der ganzen Tour. Die Sonne setzte sich ab dem späten Vormittag durch und machte uns wieder einmal bewusst, in welch schöner, erhabener und einsamer Landschaft wir unterwegs waren. Tatsächlich hatten wir eine Woche lang keinen einzigen anderen Menschen getroffen. Ein Highlight stellte sicher auch der Blick vom 1300m hoch gelegenen Holmevatnet ins fast 1000m tiefer gelegene Jostedalen dar. Genau wie die folgende, kilometerlange Talabfahrt im völlig unberührten Schnee. Nach dem letzten, nicht enden wollenden Abschnitt auf einem Forstweg im nun wieder tiefen Schnee, konnten wir endlich aufatmen, als wir kurz vor Erreichen der Straße unser schon wartendes Taxi sahen. Wir hatten es doch noch geschafft…
Die Karte unten zeigt einmal die geplante Route von Bismo nach Gaupne (orange) sowie den aufgezeichneten GPS Track der tatsächlichen Route mit dem Ende im Dörfchen Fåberg (blau). Der genaue Ort unseres Biwaks in der Nähe von Arentzbu ist mit einem roten Kreis markiert.
Gesamtdaten der Tour:
109,5km Strecke, 4715Hm Anstieg, 5230Hm Abstieg, Gesamtzeit: 51:40h, Pausen: 6:40h
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