Arentzbu – Fast
Im Gegensatz zur langen und anstrengenden Etappe gestern verspricht die heutige Etappe zur DNT-Hütte Fast mit nur 10km und 400Hm eine kurze und unschwierige zu werden. Allerdings, es sollte anders kommen. Aber der Reihe nach.
Der erste Wettercheck kurz nach dem Aufstehen um 7 Uhr ist nicht so toll. Schneefall, nur sehr begrenzte Sicht und relativ warm bei nur leichten Minusgraden. Wir haben es nicht übertrieben eilig und starten gegen 10 Uhr. Zunächst folgen wir dem hier fast ebenen Rausdalen flußabwärts und müssen recht bald feststellen, dass uns der tiefe Neuschnee sehr zu schaffen macht. Trotz der breiten Backcountry-Ski sinken wir bei jedem Schritt ca. 30cm ein, was zur Folge hat, das der gesamte Ski unter der Schneeoberfläche läuft. Am See Heimsta Rausdalsvatnet angekommen, verlassen wir das Haupttal, welches wenig später in das schluchtartige Mørkrisdalen übergeht und auf kurzer Strecke 300m Höhe verliert. Der Sommerweg – diesem folgen müssen wir ungefähr folgen – steigt recht steil in südlicher Richtung auf einen Bergrücken, der vom Gletscher Spørteggbreen herunterzieht. Trotz sehr schlechter Sicht gewinnen wir rasch Höhe und erreichen 1000m Höhe.
Das folgende Gelände weist allerdings unzählige Flußrinnen und kleinere Felsabbrüche auf und zwingt uns zu ständigen Umwegen. An den Rändern der Rinnen haben sich durch Schneemassen und Wind hohe Verwehungen gebildet, die mit Ski nur sehr mühsam zu passieren sind. Wir versuchen, so gut es geht einen Weg zu finden, driften dabei aber zu sehr nach unten ab, wo die Rinnen noch ausgeprägter sind. Die 3 kleinen Hütten von Fjellsli sehen wir irgendwann über uns, obwohl der Sommerweg über ihnen verläuft. Also versuchen wir, wieder Höhe zu gewinnen und auf diesen Weg zu kommen, was uns aufgrund der Steilheit und des weichen Schnees aber nicht gelingt. Mehrmals müssen wir umkehren, um eine bessere Route zu finden, was mit fortschreitender Zeit viel Kraft und schließlich auch Nerven kostet.
Als Kay die aktuelle Zeit in die Runde gibt, können wir es kaum glauben. Es ist bereits 14:30 Uhr, wir sind seit gut 4 Stunden unterwegs und effektiv keine 4km weit gekommen. Wir müssen zurück, um die Hütten in Arentzbu noch vor der Dunkelheit zu erreichen. Aber auch der Rückweg wird nicht einfacher. Unsere Spuren sind durch den Wind schon wieder verweht, sodass wir die richtigen Stellen zum Überqueren der Rinnen nicht mehr finden und neu suchen müssen.
Wir steigen vor einer größeren Rinne ca. 100Hm ab in der Hoffnung, weiter unten einen guten Übergang zu finden. Leider vergebens. Da sich die Sicht auch nicht mehr bessert, beschließen wir an einem großen Stein- es ist mittlerweile 17 Uhr – zu biwakieren und auf Wetterbesserung zu warten. Eigentlich hatten wir ja ein solches Biwak durchaus geplant, allerdings bei gutem Wetter und mehr Zeit für den Bau einer Schneehöhle. Nun also ein unfreiwilliges Biwak, immerhin an einer nahezu idealen Stelle. Zwischen bergseitigem Hang und Stein gibt es eine ca. 1,5m hohe Schneewehe, in die wir eine circa 2,5×2,5m große Höhle mit vielleicht 80cm Deckenhöhe graben. Uns immer abwechselnd brauchen wir dafür gut eineinhalb Stunden. Mit dem Aushub dichten wir die Seiten der Höhle ab und bauen noch einen Windschutz zur Wetterseite aus den Ski und den Regenhüllen der Rucksäcke. Gegen 19 Uhr liegen wir bereits dicht an dicht in der Höhle, essen Schokolade und Riegel und trinken warmen Tee aus unseren Thermoskannen. Zum Kochen hat heute keiner mehr Lust. Hoffentlich wird morgen das Wetter besser.
Tagesdaten:
Strecke 9,1km, Anstieg 520Hm, Abstieg 540Hm, Gesamtzeit: 7:05h, Gehzeit 6:35h