Sauhytta – Medalsbu
Die erwartete Wetterbesserung ist leider nicht eingetreten. Wind, Schneetreiben und eingeschränkte Sicht bei – 10°C. Trotzdem ist das Wetter zu gut, um nicht weiterzugehen. Mit Hardshelljacke, Sturmhaube und Skibrille starten wir gegen 10Uhr in Richtung der DNT Hütte Trulsbu, die am Ende des Lundadalen auf 1290m liegt. Die nächsten 8km geht es recht unspektakulär durch das weite und kaum ansteigende Tal. Die meiste Zeit gehen wir auf dem vereisten See Lundadalsvatnet, dessen Blankeisstellen wir so gut es geht umgehen, da die Ski sonst ständig zur Seite wegrutschen würden. Ab und an kommt auch mal die Sonne durch und gibt die Sicht auf die eindrucksvollen Gipfel der Holåtindane und den direkt vor uns liegenden Vesldalstinden frei. Kurz vor Erreichen des letzteren führt westlich eine steile Rampe zur gut 100m höher gelegenen Trulsbu (1290m), die wir bei einsetzenden leichten Schneefall um kurz nach 13 Uhr erreichen. In der Hütte, in der laut Hüttenbuch dieses Jahr noch niemand übernachtet hat, machen wir Rast und beratschlagen das weitere Vorgehen. Unseren ursprünglichen Plan, ins weiter westlich gelegene Nørstedal und dann am Harbardsbreen zu biwakieren, verwerfen wir. Wir würden zu lange brauchen und hätten dann keine Zeit mehr zum Bau einer Schneehöhle. Stattdessen entscheiden wir uns für eine Route weiter südlich zur Nothütte Medalsbu, die wir in 2 Stunden erreichen könnten. Dort könnten wir dann entscheiden zu bleiben oder weiter nach Nørstedalseter zu gehen. Zu unserer Überraschung ist der Weiterweg von Trulsbu gekvistet, d. h. mit kleinen, im Abstand von ca. 30m in den Schnee gesteckten Birkenzweigen, markiert. Hier oben liegt wesentlich mehr Neuschnee als im Lundadalen und macht das Vorankommen anstrengender, speziell im Anstieg zum Lundadalsbandet, dem höchsten Punkt des Tages mit 1462m.
Nach einer kurzen Abfahrt oder besser, dem ängstlichen Versuch einer solchen, geht es mühsam dahin im insgesamt leicht abfallenden Gelände. Die Sicht ist jetzt so schlecht, das sich im Schnee keinerlei Konturen mehr erkennen lassen und man somit auch nicht mehr einschätzen kann, ob und wie steil es nach unten geht. Da wir die kleine Steinhütte Medalsbu nirgendwo ausmachen können, obwohl sie laut Höhenmesser in unmittelbarer Umgebung sein müsste, peilen wir mit dem GPS und laufen dann links vom Weg ins weiße Nichts. Und siehe da, ein kleiner runder Schornstein ragt zwischen einigen Felsblöcken hervor und verrät uns den Standort der nahezu völlig eingeschneiten Hütte. Gut 2 Stunden haben wir für die letzten 5km aufgrund des vielen Neuschnees gebraucht… Zu dritt schaufeln wir den Eingang der kleinen Hütte in ca. 15min aus und schon der erste Blick in die Hütte sagt uns: hier bleiben wir!
Was für ein kleines, aber feines Hüttchen! Eigentlich nicht zum Übernachten vorgesehen, gibt es doch 3 Pritschen und einen Ofen mit Holz, sodass es ein sehr gemütlicher Abend wird. Wir sind froh, heute Abend hier gelandet zu sein und nicht irgendwo im grauen Brei biwakieren zu müssen. Kommt nun morgen der vorhergesagte, massive Schneefall oder haben wir Glück und können zur Arentzbu Hütte gehen?
Tagesdaten:
Strecke 17,6km, Aufstieg 530Hm, Abstieg 265Hm, Gesamtzeit 7:05h, Gehzeit 5h