Gipfeltour zum Nordre Hestbreapiggen (2172m)
Der Neuschnee der letzten Nacht wurde vom Wind komplett in Richtung Tal geblasen. Bei gemessenen 45km/h Windgeschwindigkeit hier unten können wir uns ausrechnen, das wir am gut 1000m höheren Gipfel mindestens 80km/h zu erwarten haben. Die gut sichtbaren Schneefahnen am Grat scheinen das auch zu bestätigen. Also lassen wir es zunächst ruhig angehen, frühstücken gegen 8 Uhr und dösen danach noch etwas in den Betten in der Hoffnung auf besseres Wetter. Und tatsächlich zeigt sich die Sonne bald und löst die Wolken an den Bergen auf. Es ist mit – 9°C etwas kälter geworden als gestern, was es mit dem starken Wind und dem damit verbundenen Schneetreiben draußen recht ungemütlich macht. Gegen 11 Uhr macht der Wind immer mal für einige Minuten Pause und wir beschließen, gegen 12 Uhr zum Gipfel aufzubrechen. Laut gestrigem Wetterbericht soll sich der Wind gegen Abend etwas legen. Vielleicht haben ja Glück und wenn nicht haben wir es wenigstens versucht…
Gegen 12:15 Uhr brechen wir mit leichtem Tagesgepäck bei nur noch – 5°C, einem Sonne-Wolkenmix und nicht mehr ganz so starkem Wind zum 2172m hohen Hauptgipfel auf, der Luftlinie gerade mal 3,8km entfernt, allerdings 1032m höher als unsere Hütte ist. Zunächst queren wir das Tal und steigen dann in südwestlicher Richtung eine nicht zu steile Rampe auf die Nordschulter des 2026m hohen Vorgipfels hoch.
Mit Fellen unter den Ski gewinnen wir schnell Höhe und erreichen auf 1720m Höhe einen guten Platz für das Skidepot bei einigen größeren Steinen. Hier tauschen wir Ski gegen Steigeisen und machen kurz Rast. Unbeobachtet rollt Kays Kameratasche den vielleicht 25° steilen Hang hinunter und findet sich auch nicht wieder. Wir versprechen ihm, im Abstieg zusammen zu suchen. Aufgrund von Problemen mit Alex‘ Steigeisen brauchen wir sicher 30min und kühlen, speziell an den Händen, ziemlich aus. Kein Wunder, das Thermometer zeigt – 15°C und der Wind hat hier oben wieder zugenommen. Der Weiterweg verläuft über eine steiler werdende Schneeflanke zwischen den Nordabbrüchen des Vorgipfels und moränigem, d.h. schwer zu gehendem Gelände. Es dauert ewig, ehe wir unsere kalten Hände wieder warm bekommen, trotz dicker Jacken und Handschuhe. Der steile Anstieg hilft immerhin, den Körper wieder auf Arbeitstemperatur zu bringen. Nach Erreichen des Vorgipfels flacht das Gelände ab. Ein ca. 500m langes und fast ebenes, felsiges Plateau ist zu queren, bevor der Schlußanstieg zum Hauptgipfel erfolgt. Mittlerweile sind es – 17°C bei Nullsicht, aber wenigstens ist der Wind nicht stärker geworden. Sehr unangenehm, aber der nahe Gipfel läßt uns nicht ans Umkehren denken.
Und tatsächlich, kurz nach Erreichen des Gipfels werden wir belohnt: es klart es etwas auf und der Wind läßt spürbar nach, sodass wir nun doch einige Zeit zum Schauen und Fotografieren an diesem eisigen Ort verbringen können. Der Abstieg verläuft ohne Probleme, wobei Kay seine Kameratasche, kurz nachdem wir sie im Geröll wiedergefunden hatten, noch einmal den Hang herunterrollen läßt. Aber auch dieses Mal finden wir sie schnell wieder. War ja klar, was soll auch schon passieren an einem Freitag, den 13…
Tagesdaten:
Strecke 11,3km, Aufstieg 1200Hm, Abstieg 1200Hm, Gesamtzeit 6:15h, Gehzeit 4:55h