Medalsbu – Nørstedalseter
Die Wettervorhersage vom Freitag war leider korrekt. Massiver Schneefall in der Nacht beginnend. Schon morgens um 7 Uhr sind es gut 25cm Neuschnee und es dürfte noch einiges dazukommen, wenn es weiterhin so schneit, wie es das den ganzen Morgen bereits tut. Wir frühstücken und beraten die Lage. Die lange Tour über den Harbardsbreen macht bei diesen Verhältnissen wenig Sinn, da wir keinerlei Sicht haben werden. Ein kompletter Abwettertag hier würde uns kein Stück voranbringen und somit auch nicht näher an den Harbardsbreen. Somit fällt die Entscheidung nicht schwer. Wir werden die relativ kurze und auch bei diesen Bedingungen nicht allzu schwere Route zur DNT Hütte Nørstedalseter gehen und dort nochmal übernachten, um die lange Route über den Harbardsbreen-Gletscher nach Arentzbu wenigstens etwas abzukürzen.
Wir verlassen die Hütte noch vor zehn bei massivem Schneefall, entsprechend schlechter Sicht und nur noch leicht unter 0°C. Durch Jens‘ Sturz gestern nochmal gewarnt, tasten wir uns vorsichtig zurück zum gekvisteten Weg und folgen diesem weiter in Richtung Tal. Das Highlight des Tages kommt gleich nach wenigen Minuten. Wir müssen einen auf weiter Strecke offenen Fluss queren. Warum es einen solchen überhaupt hier gibt, ist uns in diesem Moment nicht klar, ändert aber nichts an der Tatsache, ihn überqueren zu müssen. Ich taste mich mit den Skistöcken vorsichtig voran und versuche mit den Ski eine Art Treppe zum andern, etwas höher gelegenen Ufer zu bauen. Während ich es über die Stelle gerade so schaffe, bricht Kay ein und kann einen nassen A….. bzw. nasse Füße nur gerade so vermeiden. Jens eilt zu Hilfe, um Kay den Rucksack und die Ski abzunehmen, während Alex von einer anderen Stelle aus, das ganze für die Ewigkeit festhält. Um sich leichter zu machen, werden die Rucksäcke jetzt über die kritische Stelle herüber gereicht. Dann queren Jens und Kay an einer anderen Stelle, über die Alex auch schon trockenen Fußes gekommen ist und wir sortieren uns am anderen Ufer.
Die restlichen Kilometer verlaufen im öden, kontrastlosen Grau immer leicht bergab durch immer weicheren Schnee. Das Spurschwein, also der jeweils Erste der Gruppe, darf sich über ein gutes Zusatztraining freuen. Als die Skispitzen dann komplett unter die Oberfläche absinken, beginnen wir, uns mit der Führungsarbeit abzuwechseln. Wir sind wirklich dankbar für die Kvisten, die uns zumindest den zusätzlichen Aufwand der Orientierung ersparen. Es wird immer wärmer und der Schnee immer feuchter. +1°C zeigt auch das Thermometer und es folgt, was folgen muss: der Schnee pappt an den Ski. Endlich, nach fast 3:30h für nur 9km kommen die tiefverschneiten Hütten von Nørstedalseter in Sicht. Gleich die oberste Hütte entpuppt sich als die Selbstversorgerhütte und sieht sehr neu aus. Als ich 2012 hier mit Kay war, mussten wir in einem relativ kleinen, schlecht ausgestatteten Winterraum in einer der großen Haupthütten übernachten. Wie wir aus dem Hüttenbuch erfahren, gibt es diese neue, komfortabel ausgestattete Hütte erst seit 2018. Und, einmal mehr sind wir die ersten in diesem Jahr, die hier übernachten.
Tagesdaten:
Strecke 9km, Aufstieg 40m, Abstieg 450m, Gesamtzeit 3:40h, Gehzeit 3:20h