Von Olavsbu zu den Smørstabbtindane
Wir schlafen ordentlich aus und starten nach ausgiebigen Frühstück gegen 10:30 Uhr. Für das heute geplante Biwak decken wir uns mit Proviant aus der Hütte ein. Tatsächlich erwartet uns blauer Himmel und weiter unten im Rauddalen scheint schon die Sonne. Wir allerdings müssen uns noch bei kühlen 0°C gedulden, bis uns die Sonne beim Anstieg zur Paßhöhe Rauddalsbandet (1570m) endlich einholt. Vorsicht ist angesagt im reif- und eisüberzogenem Geröll.
Besonders nach Passieren des Bandet geht es über schräg nach unten gerichtete Felsplatten recht steil nach unten. Sind diese Platten durch kleine Rinnsale überfroren, werden sie ziemlich heikel. Nach 200 Hm Abstieg am großen See Langvatnet angekommen, treffen wir auf die Route von Gjendebu und steigen nach Nordwest leicht bergan und passieren den unteren und oberen Høgvagltjønnen-Seen. Eine weitere Paßhöhe -Høgvaglen (1518m)- erreichen wir schwitzend bei jetzt angehnehmen Wetter und wunderbarer Aussicht. Direkt unter uns liegt der Leirvatnet mit der bewirtschafteten Hütte Leirvassbu, nach Osten steilt die markante Bergspitze der Kyrkja (2032m) empor in den Himmel. Auch unser morgiges Ziel, das Massiv der Smørstabbtindane mit seinen weitläufigen, weißen Gletschern, ist schon gut erkennbar. Leirvassbu wirkt so spät in der Saison recht verlassen, nur wenige Autos stehen vor den Hütten. Auf der Terrasse der Haupthütte treffen wir 2 Lehrer, die mit einer Schulklasse hier sind und ihren Outdoor-Unterricht absolvieren; ein Pflichtfach für alle norwegischen Schüler. Hätte ich auch gern gehabt…
Wir trinken einen Kakao und fragen den Hüttenwirt nach dem Zustand der Route über den Smørstabbrean. Natürlich rät er uns aufgrund der zahlreichen Spalten auf dem Bjørnebreen ab, als er aber merkt, das wir uns nicht abbringen lassen, gibt er uns doch noch einige gute Infos. Nach der nötigen Pause marschieren wir für circa 2km auf der Zufahrtsstraße talauswärts, bevor an der Ebene Storflye ein vager Pfad nach Westen ins Tverrbytt-Seitental abgeht. Durch dichten Bodenbewuchs gelangen wir meist ohne erkennbaren Pfad an eine Kette von kleineren Seen an Beginn des Tverrbyttbekkens. Nach diesen Seen und noch vor dem weiter oben liegenden, größeren Tverrbyttjønne suchen wir einen geeigneten Biwakplatz. Es ist 18:15 Uhr, als wir einen akzeptablen Platz auf circa 1340m finden und unser Notzelt, bestehend nur aus einem Tarp von 2x3m, aufstellen.
Die Sonne ist leider schon hinter den Bergen verschwunden und macht es augenblicklich kühler. Nur der imposante Gipfel des Storebjörn, der direkt vor uns fast 1000m in die Höhe ragt, liegt noch voll im warmen Licht der Abendsonne. Der morgige Aufstieg zum vergletscherten Björneskardet-Pass ist von unserem Camp fast vollständig zu sehen und sieht durchaus machbar aus, auch wenn wir sicher nicht alle Spalten sehen können. Zumindest scheint es keinen besonders schwierigen Bergschrund zu geben. Nach anfänglichen Problemen mit dem Kocher gibt es nach einem heißen Tee Blumenkohlsuppe mit Nudeln, dazu Wasa-Knäckebrot. Kein Festessen, aber ganz OK für unsere Not-Kochausrüstung, die nur aus einem kleinen Benzinkocher einem Topf und zwei Löffeln besteht. Nach einer kleinen Fotosession zum Sonnenuntergang verziehen wir uns schnell in unsere warmen Schlafsäcke. Es ist zwar ziemlich eng in unserem zum Ausgang offenen Tarp-Zelt, aber immerhin haben wir damit einen einigermaßen guten Windschutz.
Tagesdaten:
Strecke 15km, Aufstieg 520m, Abstieg 605m, Gesamtzeit 7:40h, Gehzeit 5:50h