Abwettertag Bings Gryte
Nach dem kurzen Schönwetter-Intermezzo von gestern abend hat es sich wieder zugezogen und die ganze Nacht hindurch immer wieder Regenschauer gegeben. Als ich gegen 7 Uhr das erste Mal aus dem Zelt schaue, kann ich nichts außer dem allgemeinen Einheitsgrau erkennen. Trotzdem stehen wir um 7:45 Uhr auf, schmeißen den Kocher an und frühstücken in der Hoffnung auf Wetterbesserung. Die gibt es allerdings nicht, stattdessen Regen bei leichtem Wind und ca. 2-3°C über Null. Klar, man könnte aufbrechen bei diesem Wetter, aber spaßig wäre es nicht, zumal man dann am Abend das Zelt auch wieder aufbauen müsste. Von der Vatnajökull-Überquerung weiß ich noch ganz genau, wie es sich anfühlt, bei leicht über 0°C den ganzen Tag durch Regen bzw. Schneeregen zu marschieren. Völlig durchnässt und entsprechend durchfroren kamen wir damals in der verschlossenen Berghütte Jöklasel an und die Aussicht auf eine weitere Nacht im nassen Zelt war nicht wirklich verlockend. Dieses Erlebnis hat mir damals auch klar gemacht, dass es einen dauerhaft effektiven Regenschutz nicht wirklich gibt.
Nach 8 Stunden in solchem Wetter ist man einfach bis auf die Knochen durch, ob man nun Gore-Tex, eVent oder sonst eine noch so tolle wasserdichte Membran hat. Also warten wir und setzen uns 14 Uhr als Deadline, um endgültig über Aufbrechen oder Bleiben zu entscheiden. Bei einem dann möglichen Aufbruch um ca. 15:30 Uhr könnte man im Prinzip noch eine volle Etappe gehen, da es auch um Mitternacht nicht wirklich dunkel ist. Das Wetter allerdings macht keinerlei Anstalten auf Besserung und so fällt schließlich die Entscheidung, einen Ruhetag im Zelt zu verbringen. Was solls, wir haben noch reichlich Zeit und außerdem hat jeder ein gutes, dickes Buch im Gepäck…