2. Abwettertag Bings Gryte
Der Wind wurde über Nacht stärker und erreicht zeitweise durchaus Sturmstärke. Dazu gibt es im Wechsel Schnee-, Schneeregen- und Regenschauer. Es sieht schlecht für unser Weiterkommen aus. Das Barometer ist, obwohl gestern stabil niedrig auf 825mbar (reduziert ca. 975mbar), noch einmal um 5mbar gefallen. Auch die Sicht ist unverändert schlecht. Ein konturloser Brei aus grauweiß macht eine Abschätzung der Sichtweite unmöglich, da nichts vorhanden ist, woran sich das Auge orientieren könnte. Obwohl wir eigentlich ausgeruht sein müßten, drehen wir uns nochmal um und schlafen bis 9:30 Uhr. Ein ausgedehntes Frühstück und angestrengtes Warten folgen. Erinnerungen an den Vatnajökull kommen wieder hoch in mir. Damals mußten wir einen üblen Schneesturm aussitzen, der uns insgesamt 3 Tage im Zelt festhielt. Bitte nicht nocheinmal.
Während ein Pausentag durchaus mal angenehm sein kann, ist ein zweiter an derselben Stelle einfach nur ätzend. Man weiss ja auch dann nicht, ob es der Letzte sein wird. Der Schnee vor dem Zelt ist nass, aber immerhin so fest, das man auch mit Turnschuhen nicht übermäßig einsinkt. Der Wind bläßt jetzt konstant stark aus südlichen Richtungen und klatscht einige Male innerhalb kürzester Zeit so große Mengen Nasschnee ans Außenzelt, dass wir von innen die Last wieder wegdrücken müssen. Erst gegen nachmittag beruhigt es sich etwas. Es wird böig mit länger werdenden Pausen zwischendurch. Die Schauer gehen zunehmend wieder in Schnee über bei jetzt nur noch 1°C. Spätestens gegen 15 Uhr ist aber klar, dass wir heute wieder nicht wegkommen von hier. Immerhin macht das Barometer wieder 2-3mbar gut, was uns wenigstens für morgen hoffen lässt. Der festgetretene Schnee unter dem Zelt hat sich mittlerweile in eine wellenförmige Landschaft verwandelt, so dass man nicht mal mehr entspannt liegen kann. Nach nunmehr fast 48 Stunden im Zelt tut einem alles weh und man will nur noch gehen, gehen, gehen (oder werde ich vielleicht einfach nur zu alt für diesen Scheiß!?)…
Obwohl für diesen Tag leider viel zu spät, reißt es am Abend urplötzlich auf. Genau wie am Tag unserer Ankunft dauert dieses Spektakel aber nur wenige Minuten, bevor alles wieder im gewohnten Grau versinkt. Trotzdem, wir können wieder hoffen, das es morgen endlich eine Wetterbesserung gibt. Leider nutzen wir die kurzzeitig gute Sicht nicht, um schnell einen kleinen Ausflug zum Loch der Bings Gryte zu unternehmen. Das hätte uns wohl eine Menge Zeit und Nerven erspart, als wir dann wirklich davor stehen sollten.