Auf dem Padjelantaleden nach Kisuris

Nachdem wir erst spät in die Betten gekommen sind, schlafen wir bis 8 Uhr. Nach dem Frühstück sortieren wir erst einmal unsere gesamtem Vorräte neu und teilen sie auf die Pulkas auf. Da wir überraschenderweise noch Handyempfang haben, rufen wir nochmal zu Hause an und verabschieden uns für ungefähr eine Woche von unseren Damen. Frühestens in Aktse rechnen wir wieder mit Empfang. Bei warmen 0°C, leichtem Schneefall und Windstille verabschieden wir uns von Björn und folgen dem Scootertrack nach Süden in Richtung Kutjaure. Trotz des Neuschnees der letzten Nacht läßt es sich auf dem verfestigten Untergrund ganz gut  gehen. Der Winterweg hält sich stets westlich des Vuojatådno und führt durch lichten Birkenwald. Das mächtige Áhkkamassiv ist meist nur schemenhaft zu erkennen. Nach einigen Kilometern werden wir von zwei Scootern überholt, die Eisangler zum Kutjaure bringen. Da am südlichen Ufer  des Sees der Padjelanta Nationalpark beginnt, ist dort Schluß für die ungeliebten Stinker.

Immerhin bekommen wir so eine neue Spur, der wir bis kurz vor das Ufer des Kutjaure folgen können. Die 10km mit nur leichten auf und ab sind schnell abgespult. 500m vor dem See schwenken wir nach Süd und fahren leicht bis auf Höhe des Sees ab. Die offene Stelle am Ausfluß des Kutjaure ist gut zu erkennen und muß nicht so weit umfahren werden, wie befürchtet. Trotzdem halten wir einen respektvollen Abstand von einigen 100m zum offenen Wasser. Das Ende des Sees erkennen wir nur daran, das Schilder im Abstand von vielleicht 50m  den Padjelanta Nationalpark markieren. Es folgt zunächst ein flaches, leicht zu gehendes Stück. Immer leicht südlich des Flusses mit dem wohlklingenden Namen Sjnjuvtjudisjåhka, welcher das Ruohtesvagge entwässert, halten wir Kurs auf die zwei Brücken, die kurz hinter dem Zusammenfluß mit dem aus Süden kommenden Sjpiejavjåhka liegen. Von dort, so hoffen wir, gibt es einen einigermaßen gangbaren Weg hinauf zu den Kisurishütten, die auf einem etwa 50m hohen Plateau liegen.

Von meiner Sommertour im Jahre 2005 weiß ich noch, das das Gelände um die Hütten von tief eingeschnittenen Kerbtälern umgeben ist, die allesamt nicht mit Ski fahrbar sein dürften.  Der dichter werdende Birkenwald erschwert jetzt zunehmend die Orientierung. Der Fluss links von uns ist absolut nicht auszumachen und rechts, in Richtung der Hütten, ist der Weg von 30-40m hohen Abbrüchen versperrt. Laut GPS liegen die Hütten nur 500m dahinter, aber es nützt nichts. Wir müssen weiter an ihnen entlanglaufen, um irgendwo eine Möglichkeit zu finden, dort hoch zu kommen. Als uns ein steileres Stück bevorsteht, schnalle ich Pulka und Rucksack ab und unternehme eine 20-minütige Erkundungstour.

Tatsächlich verläuft der einfachste Aufstieg auf des Plateau ungefähr von der Stelle aus, wo Kay mit der Ausrüstung wartet. Wir versuchen zunächst, ohne Pulka und ohne Ski nach oben zu bekommen, was aber mißlingt, da man mit jedem Schritt hüfttief einsinkt. Wieder mit Ski taste ich mich im Zickzack langsam und sehr beschwerlich nach oben. Von einem etwas flacheren Stück werfe ich unsere Reepschnur nach unten zu Kay der meine Pulka daran knotet. Äußerst mühsam ziehe ich das 30kg schwere Gerät  nach oben. Das Ganze wiederholt sich mit Kay’s Pulka noch einmal, bevor Kay schließlich mit Ski aufsteigt. Geschafft! Noch ein weiteres steiles Stück folgt, bevor wir endlich das Plateau erreichen. Wir finden bald darauf einen Richtfunkmast und wissen, das dieser zur Hütte gehören muß. Sehen können wir diese aber noch nicht, auch nicht, als uns das GPS nur noch 100m bis zur Hütte angibt. Unsere 1:100000 Karte (BD10) ist für solch unübersichtliches Gelände absolut unbrauchbar und hilft nicht weiter. Wir umgehen weitere tiefe Kerbtäler und halten uns immer auf Höhe des Plateaus, bis wir schließlich die Dächer der Hütten durch den Birkenwald sehen können. Eineinhalb Stunden und einige Anstrengung haben uns diese letzten 500m Luftlinie gekostet. Bei Dunkelheit und ohne GPS dürfte es sehr schwierig werden, die Hütten in diesem Gelände zu finden. Wir haben es jetzt 18 Uhr und sind gerade noch mit dem letzten Tageslicht angekommen. Etwas Glück haben wir auch: schon die erste der insgesamt 5 Hütten, ist die für den Winter geöffnete. Sie ist klein, sehr gemütlich und verfügt über 6 Betten, Gaskocher und -ofen und sogar einen mit einem weiteren Gasofen beheizbaren Trockenraum. Nach 4 Norwegern und 2 Deutschen sind wir die Gäste 7 und 8 in diesem Jahr. Die Schweden wissen anscheinend, warum sie im Winter hierher nicht gehen. Wir wissen es jetzt auch.


Tagesdaten:

Strecke 13,4km, Aufstieg 285m, Abstieg 220m, Gesamtzeit 6:15h, Gehzeit 5:10h